A long road to "One Night Live"
J.B.: Die Idee zu einer Bounce-Live-CD stand schon länger im Raum und ich muss zugeben, dass ich zu Beginn ein entschiedener Gegner war. Eine Live-CD von einer Tribute Band mit Songs, die es schon vom Original als Studio- und Live-Versionen gibt - das erschien mir völlig überflüssig. Ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass sich irgendwer ernsthaft dafür interessieren könnte.
Jeans hat mich dann in seiner unvergleichlichen Art umgestimmt: Er hat jegliche Anfragen, ob es eine CD von uns gäbe, an mich weitergeleitet ("Gibt's eine CD von euch?" "Frag' Jojo!"). Und plötzlich hatte ich nach jeder Show ein paar Leute vor mir stehen und stellte fest, dass das Interesse doch deutlich größer war, als ich vermutet hatte.
Frage: Wann habt Ihr mit der Produktion begonnen? Was war der Anlass, beziehungsweise – welches Konzert habt Ihr aufgenommen?
J.B.: Die Produktion begann im Juni (oder so) letzten Jahres mit der Aufzeichnung des Open Air Konzertes in Solingen zur Fußball Weltmeisterschaft. Kurz vor dem Auftritt hatte Deutschland mit 4:0 Argentinien besiegt.
Außerdem war ein Unwetter, das vermutlich zum Abbruch der Veranstaltung geführt hätte, direkt an uns vorbeigezogen. Die Stimmung bei Publikum und Band war dementsprechend "gelöst".
Diese Stimmung, wenn auch von Vuvuzelas und Tröten durchbrochen, hatte etwas Einmaliges und war es Wert, festgehalten zu werden.
Frage: Gab es bei der Produktion Probleme, oder irgendwelche besonderen Hürden zu nehmen?
J.B.: Das kann man wohl sagen! Beim ersten Anhören der aufgenommenen Spuren wurde unsere Euphorie dann schwer gebremst. Die Ausspielwege des Mischpults zu unserem Recorder waren zum Teil defekt gewesen, von einigen Signalen war nicht viel Brauchbares übrig geblieben.
Vor allem einige Schlagzeugkanäle hatte es übel erwischt und in den folgenden Monaten habe ich dann viel Zeit damit verbracht, aus diesen kaputten Spuren "lesen" und sie mit Sounds aus einer älteren Aufnahme zu ersetzen.
Frage: Habt Ihr die Platte teilweise analog produziert oder alles am Rechner umgesetzt?
J.B.: Nein, es ist eine reine DDD – nein nicht „Das Dynamische Duo“, also eine Digital Digital Digital Produktion. Wir haben das Konzert auf einem 24 Spur Mackie Digitalrecorder aufgenommen. Der Mix, als auch das Mastering wurde am Rechner gemacht.
Frage: In welchem Studio hast Du gearbeitet?
J.B.: Bearbeitet und gemischt wurde alles bei mir im Studio in Münster. Da wir ja irgendetwas auf die CD schreiben mussten, wurde es jetzt Synthision Studios getauft. (lacht)
Frage: Warum ist die Wahl auf Dich gefallen, warum habt Ihr den Auftrag nicht an einen externen Produzenten vergeben.
J.B.: Es war die kostengünstigste Möglichkeit… ähh…gut, dass vielleicht auch, aber es gab natürlich noch ein paar andere Gründe, die dafür sprachen.
Einerseits blieb das ganze Projekt damit innerhalb der Band und wir hatten somit maximale Kontrolle über den Entstehungsprozess, andererseits habe ich schon diverse Bandproduktionen gemacht, insofern lag es nahe, auch mal für Bounce zu arbeiten.
Frage: Wer hat das Foto für das Front-Cover geschossen? Wieso fiel die Wahl auf dieses Bild?
J.B.: Das Cover hat wieder unser Haus-und-Hof-Designer Christian Knopf gestaltet. Aus dem Bounce-Fotoarchiv wurden ein paar potentielle Bilder ausgesucht, vorbereitet und nach langer und inniger Diskussion kristallisierte sich schließlich die Variante "Fuß" heraus.
Das Bild hat Anna Schwartz damals in der Wuppertaler Färberei geschossen. Aus rund 40 verschiedenen Alternativen, die Chris vorbereitet hatte, stach es einfach am meisten heraus und alle waren einstimmig dafür.
Frage: Sind die Bilder im Booklet auch alle von Anna?
J.B.: Nein, die Hauptbilder und die Fotocollagen im Booklet sind ein wilder Mix aus Bildern von Fans, von uns und von professionellen Fotografen. Hier ging es mehr darum, eine Stimmung einzufangen, als um fotographische Qualität. Die findet man dann bei den Portraits. Aber das seht ihr alles ja noch...
Frage: Habt Ihr die fertige Platte vor dem Pressen in ein neutrales Mastering-Studio gegeben?
J.B.:Nein. Lange waren wir der Ansicht, dass dies unabdingbar sei, um der Platte den letzten Schliff zu verleihen und um auf jeden Fall den sehr hohen Ansprüchen an die Produktion gerecht zu werden.
Als wir dann aber wirklich -alle- Laustärken und Equalizereinstellungen in unzähligen Reviews bis ins kleinste Detail korrigert hatten, war jeder von uns mit dem Status Quo so zufrieden, dass wir uns entschieden haben es dabei zu belassen.
Frage: Das Mastering wurde also ebenfalls von Dir gemacht?
J.B.: Wenn man so will - ja.Frage: Welcher Song ist Deiner Meinung nach am besten gelungen?
J.B.: Schwierige Frage. Dafür muss ich glaub' ich erstmal etwas Abstand zur Produktion gewinnen. Im Moment bin ich einfach froh und stolz, dass wir fertig sind.
Frage: Besten Dank für die ausführlichen Infos.
J.B.: Keine Ursache - immer wieder gerne.