Jon Bon Jovi und Richie Sambora in London!
Ein halbes Jahr bleibt mir Zeit für Reiseplanungen und Vorbereitungen und Zeit zum Träumen... London... ich war noch nie da... Bewusst und vorsätzlich halte ich auf jedem Bounce Konzert im Frühjahr die Klappe zum Thema Bon Jovi in London.
Ich bin mir sicher, wenn ich von meinem Vorhaben spreche, dann zeigen mir alle den Vogel und erklären mich für völlig gaga, dass ich verrückt bin wissen ja eh alle. Schweigen fällt schwer aber ich kriegs hin. Dafür bete ich bei diversen Balladen still und leise, wünsche mir, dass es klappen möge in England und schicke immer wieder Seufzer gen Himmel, du da oben, sei mal gnädig!
Okay, London wird sicher auch so ein Erlebnis, wenn ich niemanden treffe, dann hab ich sicher dennoch ein paar erlebnisreiche Urlaubstage, diese Stadt wird die Reise schon Wert sein. Und dann ist endlich Juni, längst sind alle Vorbereitungen erledigt und los gehts! Ich fahre natürlich mit dem Zug, lieber 20Minuten Tunnel als eine Stunde Flieger und so lande ich sicher und unausgeschlafen in der britischen Hauptstadt. Kurz im Hotel eingecheckt und mein erster Weg führt mich ohne Umwege auf DEN Zebrastreifen der Musikgeschichte... Abbey Road! Den Weg der Fab 4 filme ich in Gedenken an meine Lieblingsband ELEVATE, alle ausgemachte Beatlesfans und damit bekommen sie von mir ein kleines Filmchen von dieser ehrwürdigen Stätte.
In der folgenden Zeit spule ich ein normales Touriprogramm ab, Madame Tussaud, wo ich unter anderem Obama ein Bussi und Mohammed Ali einen Haken verpasse. Eine Stadtrundfahrt, natürlich im offenen Doppeldecker Bus, ganz vorne oben und es ist fast ein bisschen kühl an diesem Sonntag Morgen. Lisbeths Wohnzimmer von aussen und die Stätte ihrer Garde, Hydepark, Einkaufen bei Harrods und ich geniesse einen Beatles Walk durch London, wo es jede Menge Wirkungsstätten der Pilzköpfe zu gucken gibt, man aber sicher vorbei laufen würde, wenn man es nicht weiss.
Am Sonntag treffe ich mich mit einem Brieffreund aus Blackpool, Wir kennen und seit fast 27Jahren und sind uns bis dato ganze zwei Mal begegnet. Er zeigt mir den Covent Garden, ein uriges Plätzchen, wo ich gern nochmal hin mag und dann futtern wir uns im Hard Rock Cafe die Bäuche voll, bevor es zum Einkauf ins Merchandise Geschäft geht.
Mein Geburtstag fällt ebenfalls in die Reisezeit und mein schönstes Geschenk ist meine Nichte, die Tochter meines verstorbenen Halbbruders. Wir hatten nie Kontakt und sie hat mich vor eineinhalb Jahren durch einen Zufall ausfindig gemacht und da sie gerade als Au pair in London weilt, gelingt uns hier, was daheim nie klappte, wir lernen uns endlich kennen. Ich bin so stolz auf das Mädel, echt ein tolles Menschenkind.
Da sie am Nachmittag wieder arbeiten muss, befolge ich ihren Rat und schippere auf der Themse nach Greenwich zum Nullmeridian. Was ein schönes Fleckchen Erde und eine Oase der Ruhe in der sonst so lebhaften Metropole London. Ich habe mich längst in diese Stadt verliebt!
Mein Tag X ist allerdings der Montag einziger off day während der Bon Jovi Konzerte in London. Ich verkneife mir absichtlich einen Showbesuch, das hab ich in Deutschland für billiger und mindestens genauso gut mit Bounce!
Schon Sonntag Abend spaziere ich einen schier endlosen Weg zum Hotel der amerikanischen Musiker, damit ich einfach weiss, wo ich am kommenden Tag hin muss. Der Vormittag gehört den Wachsfiguren und einer kleinen Shoppingrunde, dann mache ich mich in meiner Herberge hotelfein für den Nobelschuppen und fahre los. Ich kann nicht wirklich beschreiben, wie es in mir ausschaut, ich weiss nur, es ist ein saukomisches Gefühl. Seid einem halben Jahr plane ich diesen Tag und jetzt möchte ich am liebsten umkehren und je näher ich meinem Ziel komme, um so mehr habe ich das Gefühl, gegen eine Wand zu laufen. Ich scheine gerade nur zu funktionieren, ohne gerade aus zu denken. Einfach machen im wahrsten Sinne des Wortes und im Hinterkopf immer der Gedanke, du machst das gerade für Bounce, also vorwärts und nicht stehen bleiben.
Keine halbe Stunde später hocke ich in der Bar des nobelsten Hotels von London. Ich bestelle mir einen Kaffee und schaue mich um. Das ist hier eine von 1, 2, 3 (?) Bars? Auf jeden Fall hat das Lokal hier schonmal mindestens drei Bereiche und ich sitze ich einer Art Lounge. Drei Tische weiter, direkt im Essbereich kommt mir ein Gesicht bekannt vor und ich muss einen Moment grübeln, woher ich es kenne. Dong! Na klar, George Clooney! Mir wäre ein Richie Sambora lieber. Na egal, ich nippe an meinem Kaffee und halte weiter Ausschau. Irgendwann ist auch das grösste Kännchen Kaffee leer und so langsam bekomme ich Hunger. Da ich sowieso fast alle acht bis zehn Minuten vom Personal gefragt werde, ob alles in Ordnung sei, ich noch einen Wunsch habe, es mir gut geht und weiss der Geier was noch, lasse ich mir schliesslich eine Karte kommen. Mir sind diese Höflichkeiten schon fast zu viel des Guten aber das ist hier eben der Service. Ich bestelle Burger und Pommes und denke mir, dass ich in so einem Nobelschuppen die Sachen am Besten mal mit Besteck und ganz vornehm verspeise. Immerhin, es schmeckt.
Bei der bald folgenden neuerlichen Befindlichkeitsnachfrage ordere ich ein Wasser. Als ich alles weggegabelt hab und sich immer noch nichts regt, schreibe ich aus Langeweile eine sms an eine Freundin, die ich von Anfang an von meinem Vorhaben wissen liess. Ich jammere, dass sich hier nichts tut. Die Antwort baut auf, ich möge durchhalten, das wird schon. Und ihre Worten landeten wohl tatsächlich in Gottes Ohr. Keine Viertelstunde später, ich habe gerade mein Tagebuch ausgepackt und ein paar Zeilen geschrieben, da platziert sich doch tatsächlich ein gewisser Herr Tico Torres gleich mir schräg gegenüber und spricht mit einem mir unbekannten Typen. Da steigt doch der Blutdruck um ein Vielfaches! Kommt der Rest der Band auch noch? Die Herren werden umgehend bedient und man unterhält sich angeregt. Egal, ich muss meine Chance nutzen, wer weiss, wie viele ich davon heute noch bekomme und wenn es die Einzigste bleibt, dann ärgere ich mich vielleicht im Nachhinein, wenn ich nicht gefragt habe, also langsam aufstehen und die drei Schritte zum gegenüberliegenden Tisch... excuse me, Mr. Torres... ich wähle bewusst die förmliche Anrede und erkläre kurz, dass ich gern für einen Freund, der in einer Bon Jovi Tribute Band spielt, ein Autogramm hätte. Auf Tribute geht Tico nicht ein aber ein Autogramm geht allemal und ich soll nur hergeben, wo ich es hin haben mag.
Eigentlich dachte ich mir, es soll eine B-day card für Jeans werden und gebe es auch so an. Tico signiert entsprechend und beantwortet meine Nachfrage nach Konzerten in Deutschland mit der Versicherung, dass Bon Jovi 2011 da sein werden. Ich mag nicht weiter stören, bedanke mich artig und gehe zurück an meinen Platz. Immerhin hatte ich mich in seine Unterhaltung gedrängt aber das musste einfach sein! Alsbald bekommen die Amis ihre Burger plus Pommes und... mampf, fleissig mit den Fingern dran. Hab ich da vorhin etwas falsch gemacht? Als Tico sich kurze Zeit später auf den Weg macht, grüsst er im Vorbeigehen, good bye. Diese tiefe Stimme klingt einfach super!
Ich bestelle mir zum Nachtisch einen leckeren alkoholfreien Cocktail, den einzigen, den die Karte ohne Alkohol hergibt, kaum zu glauben, und warte eine weitere Stunde vergebens auf ein weiteres Bandmitglied von Bon Jovi. Dann soll es wohl bei Tico bleiben. Ich zahle und stelle, bevor ich das Haus verlasse, fest, dass die Klos hier halb so gross sind, wie mein Wohnklo im Hotel. Dafür kann ich den kleinen Laden bezahlen. Meine Aussicht auf eine Nacht an jener Stelle hier, konnte ich nach der Preisabfrage via Internet ganz schnell knicken. Zwei heimatliche Monatsmieten für eine Nacht in einem Haus mit Richie & Co waren dann doch to much!
Draussen vor der Tür links sehe ich, dass das wohl vier Leutchen auf die Stars warten. Ich stelle mich nach rechts und warum eigentlich nicht... was Anderes habe ich heute eh nicht mehr vor, warte ich eben auch. Es dauert nicht lange, da taucht David Bryan an der Ampel auf der gegenüberliegenden Strassenseite auf, bepackt mir einigen Tüten und er war offensichtlich bei Harrods einkaufen. Mich verwundert es ein Bisschen, dass er so völlig unerkannt und wie total Otto Normalo zum Hotel stiefelt. Die Fans an der Tür sagen Hallo und erhalten einen Gruss zurück.
Irgendwann ist es nur noch ein Pärchen, was am Eingang steht und so geselle ich mich mal dazu und wir kommen ins Gespräch. Jon und Richie sind definitiv noch nicht wieder im Hotel, erfahre ich, wobei man sich bei Letzterem nicht sicher ist, er sei wohl beim Golfen. Die jungen Leute sind aus Bristol und möchten ihr CD Cover signiert. Ich überlege, wie ich es nun anstelle, wenn auch noch Jon auftaucht. Ich habe keine Flyer von Bounce dabei, warum eigentlich nicht? Ich Nuss! Nicht zu ändern und so muss es eine Karte tun, dick und fett male ich die webadresse der Jungs auf drauf und schreibe dazu DON`T MISS IT!!! Thank you! Falls reden nicht geht, dann eben der schriftliche Weg.
Es dauert wieder geraume Zeit und ich erzähle dem jungen Paar natürlich schwärmend von Bounce. Ein Typ mit Sonnenbrille und Dreitagebart huscht an uns vorbei in ein Taxi. Das war doch... hi Ronan!... piepst die junge Frau neben mir. Ich hatte ihn ebenfalls sofort erkannt, Ronan Keating.
Plötzlich halten zwei schwarze Vans mit dunklen Scheiben in zweiter Reihe vor den Taxis vorm Hotel und dann geht alles rasend schnell. Heraus springen Tico und Familie Bongiovi, mit Kind und Kegel und dem berühmten Papa. Sofort haben wir Jon umringt. Ich lasse mir die Karte für Jeans unterschreiben und knipse den Sänger. Ich und Jon... nie im Leben hätte ich mir das träumen lassen... nee ein Foto VON ihm ist schon mehr als genug für mich, MIT ihm muss ich garnicht! Aber was macht man nicht alles für Bounce... als ich ihm die Karte mit der Webadresse hin halte, will er diese auch gleich noch unterschreiben... no no, wehre ich ab, die ist für dich, ganz wichtig!! Mich trifft ein sehr merkwürdiger Blick, den ich nur noch nickend erwidern kann, bevor Jon geht. Immerhin, er hat das Teil an sich genommen und zumindest hier draussen nicht abgewehrt oder gar zerknüllt.
Das junge Mädel hat nun wohl noch mehr Blutdruck als ich. I´m so excited... wiederholt sie sich einige Male. Ich relativiere es für mich, es war ja nur Jon... Leider können die Beiden nicht mehr lange warten und machen sich nun auf den Heimweg. Kaum fünf Minuten später verlässt Jon mit Frau und Tochter das Haus. Kurz darauf spricht mich ein Mädel an, Sylvia aus Brasilien. Ob Jon da drin sein? Nee, der ist gerade mal raus. Ich warte aber nur noch auf Richie. Derweil unterhalte ich mich mit Sylvia, ein ganz nettes Ding und irgendwie verstehen wir uns sofort ganz prima. Ich schwärme wieder ne Runde von Bounce und dann ist sie es, die das Auto entdeckt, was nur wenige Meter vom Hotel hält. Schau, da ist Richie, zeigt sie mir die Richtung. Echt? Ja! Der Gitarrist scheint es mega eilig zu haben. Aber an der anderen Seite vom Eingang warten noch zwei Mädels und die halten ihn gleich auf. Wir eilen hinzu und so bekomme ich zum zweiten Mal im Leben die Chance auf ein Foto, mit einem von mir so verehrten Musiker. Ich muss zugeben, ich bin diesmal mindestens so aufgeregt, wie vor 11 Jahren, komisch, das passiert mir sonst echt bei Keinem, auch nicht bei Jon Bon. Richie, bitte ein Aurogramm für deinen grössten Fan, schnell bekrakelt er im Gehen alles, was ihm hin gehalten wird. Ich habe die nächste Karte am Start, hey, its verry important, read it, please!!! Yeap, auch er steckt das Ding ein. Was wird es bringen? Einen Wimpernschlag später ist er im Hotel verschwunden. Ich bin happy! Mir fallen ganze Gebirgszüge vom Herzen. Ich habe meine Mission erfüllt, gut, ich hätte gern mehr Zeit zum Reden gehabt, ging halt nicht und ich will nicht undankbar sein. Immerhin hab ich ein kleines Stückchen Bounce nach London getragen und Bon Jovi daran erinnert, dass es sie gibt.
Ich hänge mich ans Handy und berichte es meinen Freundinnen, die mir so lange so viel Mut zugesprochen haben, diesen Plan zu verwirklichen. Und dann rufe ich Jeans an, tut mir leid, bis Ende August zum Geburtstag kann ich meine Glückseeligkeit dann doch nicht mehr geheim halten. Bin gerade im schwebenden Ausnahmezustand!
An dieser Stelle möchte ich mal einen Aufruf an alle Leser starten, die ein Bon Jovi Konzert Besuch im kommenden Jahr planen. Wenn ihr von Bounce ebenso begeistert seid, wie ich, dann haltet es dem Original immer wieder unter die Nase. Irgendwann gucken die bestimmt mal (wenn sie es nicht schon längst getan haben) und wer weiss...
Also bewaffnet Euch mit einer A4 Seite mit Bounce-Webadresse und haltet es mal hoch, wenn ihr nicht gerade in der letzten Reihe sitzt oder steht. Schaden kann es nicht. In meinen Hirn keimt längst der nächste Plan... einfach machen und dann wieder Blog schreiben!
Ein Dankeschön gibts diesmal nur an London, achja und an Jeans... denn diese Mail war Schuld! ;o)
S.