BOUNCE - BON JOVI TRIBUTEBAND

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Tom's Tour Tales (Teil 9)
Mittwochs Durchfall in Siegen... oder so ähnlich

Tom + KümmerlingIch sitze im Meeting und mein Handy bimmelt. SMS erhalten! Nebenbei lese ich die SMS und bekomme schlagartig bessere Laune: „Der Bass ist da. Steht zuhause bereit“, schreibt mein Dad. Endlich! Mein lang ersehnter Clover Argo Bass ist doch noch rechtzeitig eingetroffen! Vorfreude kommt auf! Mittwochs in Siegen steht an und das erste Mal auf der Bühne mit einem neuen Instrument ist halt immer etwas Besonderes.

Mein gesetztes Limit ist längst überschritten. Ich bin immer noch in Ahaus im Meeting und wir haben schon nach 12°° Uhr mittags. Um 13°° Uhr soll Treffpunkt am Proberaum sein. Davon trennen mich aber noch 130km und das Packen meines Geraffels zuhause!

Ich verabschiede mich also hastig und stürze mit schlechtem Gewissen zum Bus und treibe ihn im Tiefflug über die A31. Gott, wie ich das hasse – Terminstress. Knapp Tempo 200 mit einem Bulli. Mist. Ich nehme den Fuß vom Gas und lasse mich auf 130km/h zurückfallen. Ich muss den anderen Bescheid sagen, denke ich und rufe den Jeans an…

„Hi Tom“ tönt es kraftlos aus dem Telefon. „Jay, hör zu, es gibt ein Problem“, stammele ich. „Ich schaff’s nicht pünktlich, ich bin gerade erst auf die A31 gefahren und ich hab noch ne Ecke zu fahren“ lasse ich meinem schlechten Gewissen freien Lauf. Normalerweise müsste man nun ein entnervtes Schnaufen am Ende hören, stattdessen tönt es: „Toll, dann kann ich mich ja noch 10 Minuten länger hinlegen, habe nämlich totalen Durchfall!“

Ok – diese Nachricht trägt nicht wesentlich zu meiner Entspannung bei und in Gedanken düse ich also nach Hause. Am Abend zuvor gab es ein fürchterliches Unwetter und heute sieht es zumindest in Ahaus wesentlich besser aus. Jedoch mit jedem Kilometer Richtung Heimat zieht der Himmel sich mehr und mehr zu.

Zuhause angekommen entledige ich mich meines Hemdes und Sakkos und schlüpfe schnell in Band-kompatiblere Kleidung und beginne meine Sachen zu packen. Meine Mädels kommen nach Hause und schnell esse ich noch einen Happen mit, bevor ich wieder verschwinde um meine Auftrittsklamotten einzupacken und vor allem meinen neuen Bass einzutüten, der ja nun heute endlich seine Bühnentaufe haben soll.

Am Proberaum angekommen sitzen alle schon unruhig da, Jojo lässt aber ebenfalls noch auf sich warten. Er kommt mit Michi, der auch schon einmal dabei gewesen ist und tolle Fotos geschossen hat. Auch heute soll er wieder tolle Fotos schießen.

Jeans geht es nicht besser. Wir beschließen, dass die Band ohne ihn vorfährt und aufbaut und Jeans mit Charly, Ute nachkommt.

Die Fahrt verläuft problemlos, wenn man von einem GPS Ausfall und einer Ehrenrunde kurz vor Ziel absieht.

Am Schlossplatz angekommen bleibt die Schranke erstmal zu, aber Olav erkundet in routinierter Bauleiteremanier das Terrain nach einer Person mit der Lizenz zum Schrankeöffnen, während wir von einem aufmerksamen Verantwortlichen in Olavs Rücken hineingelassen werden. Hihi – diebisch fahren wir mit Hänger Pirouetten auf dem Schlossplatz und stellen den Bus neben der Bühne ab.

Kümmerling Kümmerling Kümmerling Ausladen – Aufbauen geht ruckzuck vonstatten, es sitzt jeder Handgriff. Steffi (Rübe) kommt und stellt b r e i t grinsend eine gelbe Tüte auf den Bühnenrand: „Hi Tom verteile das gleich mal an alle!“ Ich gucke in die Tüte und grinse ebenfalls: Schokoleckereien und – Kümmerling….!!

Herrje, da hat aber einer Spaß daran gefunden eine betrunkene Band vor sich zu haben, was? Naja! (Vielleicht sollten wir mal über ein Kümmerling-Endorsement nachdenken?)

Eine Wurst und ein Bier später treffen Jay und Co ein.

Jay sieht mitgenommen aus (Klar er ist nicht selber gefahren ;-P) und Ute sieht ihn ebenfalls sorgenvoll an. Zweimal habe er auf der Anreise die Parkplätze zugewürfelt und das glaubt man ihm auch sofort. Oh je, wenn das mal gut geht.

Charly ist ebenfalls zerknirscht: Er hat mit seinem Wagen leicht spanende Verformungen an Siegener Pollern versucht und dabei sind einige Kleinteile seines Wagens sprichwörtlich auf der Strecke geblieben, aber Gott sei Dank nichts Ernstes wie sich später in der selben Werkstatt, die er schon ein Jahr zuvor aufsuchen musste, herausstellte.

Noch ist es trocken und der Platz ist leer, sieht man von den Helfern, 5 Karaoke-Begeisterten und deren 20 Fans ab. Noch ca. 30 Minuten bis zum „Go“.

Zu unserem Erstaunen füllt sich der Platz mit einem Mal ziemlich rasch und kontinuierlich und als wir schließlich auf der Bühne stehen, ist der Platz erstaunlich voll.

Jay ohne Farbe im Gesicht Es geht los! Der neue Bass fühlt sich toll an und spielt sich richtig gut – toll! Doch so richtige Ausgelassenheit will sich noch nicht einstellen. Nach drei Songs gucke ich immer besorgter zu Jeans, der immer weniger mitsingt und auch sonst seine Bühnenshow auf ein Minimum herunterfährt. Nach nicht ganz dem halben Set – genau vor Bed of Roses – passiert der Gau:

„Ich kann nicht mehr, ich muss mich hinlegen, Tom wo ist der Busschlüssel“ stöhnt Jay im Vorbeigehen und ist zu unserem, aber ebenso zum Erstaunen von weit über 2000 Zuschauern vor uns von der Bühne verschwunden.

Panik keimt auf.

„Bed of Roses“ folgt in einer einzigartigen Version. Olli ist scheinbar ebenso fassungslos, dass er den Song, den er sonst im Schlaf rückwärts beherrscht total mit Textaussätzern und verpatzten Einsätzen und Missverständnissen mit Jojo verziert.

„Jungs, es ist o.k. – Ihr könnt eine Pause machen“ plärrt Stevies Stimme durch’s In-Ear-Monitoring.

Erleichtert trete ich die Flucht hinter die Bühne an.

Dort passiert dann folgende Szene:

Jay kotz an Baum Jay auf allen Vieren neben einem harmlosen Bäumchen. Ihm geht es absolut dreckig und er würgt. Zwei Polizisten treten hinzu… „Ahh, der erste, der wohl über den Durst getrunken hat… Dann wollen wir mal…“ „Nein, nein!“ Ute und Sarah stürmen hinzu. „Der hat nicht getrunken, dem geht es nur dreckig, der hat sich nen Infekt eingefangen!“ kommt Ute ihm zu Hilfe. Es entwickelt sich ein skurriler Dialog und mittendrin sehe ich Jay immer kraftlos den Kopf heben, erst die Polizisten dann wieder Ute anstarrend. Er lässt den Kopf wieder hängen. Das Ganze wirkt irgendwie so dermaßen verrückt und wie aus einem amerikanischen Slapstick Film, dass ich mich nicht zurückhalten kann: Ich fange diese Szene mit dem Fotohandy in Form eines Fotos ein:

Jay ist am Ende, er kann nicht zurück auf die Bühne. Was nun? „O.K. wir machen es jetzt zu viert und ich spiele halt Gitarre und mit den Soli wechseln Jojo und ich uns ab“, fällt Olli die Entscheidung.

Jay fährt mit Charly, Ute und Sarah los. Kein Weg zurück, da müssen wir durch. Ein Auftritt ohne Gitarrist.

Was folgt, ist wohl einer der skurrilsten Auftritte überhaupt. Michi hält ihn aus allen Lagen auf Fotos fest und Unbehagen steigt bei mir auf, als ich daran denke, dass Stevie jeden Ton ebenfalls aufzeichnet…. (Nein, das Material wird nicht veröffentlicht)

Toms neuer Clover Argo Steffi schreibt später im Gästebuch: „Richie Sambora ohne Bon Jovi geht super! Bon Jovi ohne Richie Sambora geht garantiert gar nicht! Bei Bounce ist es wohl umgekehrt!“ Wir werten das mal als lieb gemeintes Kompliment, wir haben aber überhaupt kein Interesse daran, dies jemals zu wiederholen!! Auch Birgit und Arnd scheinen sich schon seit langem (38 Auftritte – Chapeau!) zu fragen, was passiert, wenn mal einer von uns ausfällt. Nun, die Antwort erfolgte nun Live und in Farbe…

Bezeichnenderweise fängt in dem Moment, als wir wieder auf die Bühne kommen auch der Regen an, doch die Leute bleiben bis zum Schluss! Wahnsinn, denke ich und stelle nach „Keep the Faith“ und pünktlich zum Zapfenstreich um 22°° den neuen und direkt liebgewonnen neuen Bass ins Rack.

Nach der Show dürfen wir wieder Autogramme geben und eine ganze Schar Kinder freuen sich total, von mir die Gitarrenracks erläutert zu bekommen. Komisch, denke ich, dass war doch eben nur ein Junge und sein Freund….

Soviel positives Feedback hat uns voll umgehauen, „danke schön!“ dafür an dieser Stelle!

Olli, Kümmerling und die Fans Ich genehmige mir noch einen Kümmerling und ein kleines Bier und dann geht’s ans Abbauen und Einladen. Später auf der Fahrt machen die Jungs hinten noch ne Privat-Party im Bus: Michi hat ne Flasche Jonny Walker dabei, der ein schnelles Ende in einer Cola-Whisky Melange zuteil wird. Dann werde ich sogar noch genötigt an einer Autobahntanke zu halten, damit noch zwei 6-Packs den Weg in den Bus, bzw. zumindest einer davon es in diverse Mägen schafft.

Für unsere Verhältnisse früh bin ich um zwei Uhr morgens im Bett und lasse den Abend erneut Revue passieren… Der neue Bass hat jedenfalls eine sehr denkwürdige Bühnentaufe erhalten, soviel steht fest!

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